Ein transdisziplinäres Film Projekt in Kooperation mit Ulrike Barwanietz, Masha Busic, Irene Giardina, Johanna Hoth, Giuseppe Ielasi, Samuel Korn, Armin Linke, Renato Rinaldi und Mark Teuscher
FLOCKING, ein transdisziplinäres Filmprojekt an der Schnittstelle zwischen wissenschaftlicher Forschung und künstlerischer Praxis, entwickelte sich aus einer Zusammenarbeit zwischen Centers for Statistical Mechanics and Complexity (SMC) der Universität La Sapienza in Rom, den Fachbereichen Photographie und Medienkunst 3D an der HfG Karlsruhe und dem ZKM Karlsruhe.
Die Forschungsergebnisse der Universität Rom liefern durch den Einsatz von Kameratechnik und 3D Visualisierung neue Erkenntnisse über das Verhalten in Vogelschwärmen. Die Studien zur Untersuchung der Koordination in Vogelschwärmen basieren auf sequentiellen Fotoaufnahmen, aus denen dreidimensionale Daten generiert werden, um Regelsysteme zum Verhalten von Individuen im Schwarm abzuleiten. Die erzeugten Daten sind über die Biologie und Physik hinaus vor allem für Ökonomie und Soziologie von Interesse. Die ästhetische Qualität der Bilder, die aus sachlichen Gründen und ohne künstlerischen Hintergrund erzeugt werden, erinnert an romantische Typologien wie Panorama, Landschaftsmalerei und Photographie von Künstlern wie William Turner, Casper David Friedrich oder Luigi Ghirri, aber auch an die Arbeit über Kinetik und Tiere von Muybridge. Der Schwerpunkt der filmischen Arbeit ist das Themenfeld zwischen Kollektivverhalten, komplexen Systemen und selbstorganisierenden Strukturen, sowie die Grenze zur Nicht-Unterscheidbarkeit zwischen künstlerischer und wissenschaftlicher Bildproduktion.
Mit Unterstützung des Goethe Instituts Rom reiste im Januar 2008 ein kleines HfG Produktionsteam aus Studierenden und Lehrenden nach Rom, um die Vogelschwärme über der Stadt auf 16 mm Filmmaterial analog zum Vorgehen der Physiker über den Schauplätzen festzuhalten, welche zwei Jahre zuvor im Rahmen eines EU Projektes ein Feldforschungslabor der Wissenschaftler bildeten. Während die wissenschaftliche Arbeit aus einer Beobachtungsweise hervorgeht, die an eine künstlerische Bildproduktion erinnert, eignet sich die künstlerische Produktion die Forschungsergebnisse an, um in einer Filmarbeit die Bildästhetik der wissenschaftlichen Untersuchung in eine narrative Struktur zu überführen. Ergebnis des Projekts ist ein Film mit narrativer Struktur, der den Ort der Beobachtung und die Stadt als Thema mit einbezieht.
Neben der finanziellen Unterstützung durch den Co-Produzenten Goethe Institut Rom ermöglichte der SWR Baden-Baden und Kodak durch die Bereitstellung von ARRI Kameratechnik und hohe Rabatte beim Filmmaterial die Realisierung des Projekts. So konnte das Team Kodak Vision 3 verwenden, was sehr hochwertige Aufnahmen bei der schwierigen Lichtsituation während der Dämmerung erlaubte. FLOCKING wurde komplett unkomprimiert in 2K geschnitten.
FLOCKING war bereits in den Ausstellungen ‚Notation: Kalkül & Form in den Künsten‘ an der Akademie der Künste Berlin 2008 und am ZKM Karlsruhe 2009, kuratiert von Hubertus von Amelunxen und Peter Weibel und auf der 11. Architektur Biennale Venedig in der Ausstellung ‚Sustainable Dystopias‘ im Padiglione Italia zu sehen. Eine längere Version des Film wurde im November 2009 im Rahmen des Festivals Romaeuropa gemeinsam mit live performenden Musikern gezeigt.
Beteiligte: Ulrike Barwanietz, Masha Busic, Irene Giardina, Herwig Hoffmann, Johanna Hoth, Giuseppe Ielasi, Samuel Korn, Armin Linke, Renato Rinaldi, Mark Teuscher